Deshalb betreibt das FiBL Deutschland gemeinsam mit diversen Ökokontrollstellen, dem BÖLW und der IFOAM die bioC-Datenbank (http://www.bioc.info). Hier können Bio-Handels- und Verarbeitungsbetriebe jederzeit zweifelsfrei überprüfen, ob ihre Lieferanten ein lupenreines Zertifikat aufweisen. Denn: Es gab schon Fälle, in denen Betriebe trotz Aberkennung ihres Zertifikats noch sechs oder zwölf Monate weiter lieferten.
bioC kann das verhindern. Mit ihrer Datenbank stellt die bioC GmbH das weltweit größte Verzeichnis von Bio-Zertifikaten in den Grundfunktionen kostenlos zur Verfügung. Insgesamt sind ca. 100.000 Zertifikate von ca. 80.000 ökozertifizierten Unternehmen verfügbar. 45 Zertifizierungstellen weltweit beteiligen sich inzwischen an dem Projekt. Neben Zertifikaten auf Basis der EU-Gesetzgebung sind hier auch Zertifikate von privatrechtlichen Labelinhabern wie Bioland, Naturland, Gäa, Biopark und Ecovin zu finden.
Die Veröffentlichung der Demeter-Zertifikate ist gerade in Vorbereitung.
Getragen wird die Plattform von den Organisationen IFOAM, BÖLW und FiBL sowie verschiedenen Kontrollstellen und dem Entwickler Ulrich Fischer. „Mit dieser Gesellschafterstruktur ist eine breite Verankerung in der Branche gewährleistet“, erläutert Rolf Mäder, Geschäftsführer der bioC GmbH und ergänzt: „Durch die Beteiligung der IFOAM als Gesellschafter im Jahre 2014 ist es gelungen, die Plattform noch internationaler zu machen.“
Zertifizierungen – tagesaktuell und transparent
Die bioC-Plattform erhöht die Transparenz im Handel mit Bio-Produkten für die unterschiedlichsten Zielgruppen vom Handwerk über die verarbeitende Lebensmittelindustrie und den Lebensmittelhandel bis zum Verbraucher. Hier kann man sich schnell und unkompliziert informieren, ob ein Bio-Landwirt, -Hersteller oder -Händler auch tatsächlich biozertifiziert ist.
Durch die Vernetzung mit anderen Zertifikats-Datenbanken und -Plattformen arbeitet bioC daran, eine zentrale Abfragestelle zu schaffen, die alle relevanten Zertifizierungsinformation aller Bio-Lieferanten verfügbar macht. So sind inzwischen auch Informationen zu den Sozialstandards von Bioland, Naturland und Gäa verfügbar, die vom Handel als gleichwertig zum GRASP-Zusatzmodul des GLOBAL G.A.P.–Standards anerkannt werden. Da die Zertifikate von den Kontrollstellen bereitgestellt und regelmäßig aktualisiert werden, sind die Echtheit und die Aktualität der Zertifikate auf bioC jederzeit sichergestellt.
Der Abruf von Zertifikaten ist auch für nichtregistrierte Nutzer jederzeit kostenfrei möglich. Über die Eingabe einer Dokumentennummer können Nutzer auch die Echtheit von Papierdokumenten prüfen, die sie über andere Wege bekommen haben. Neben dem frei zugänglichen Abruf von Zertifikaten gibt es für registrierte User zusätzliche Serviceleistungen, die helfen das Management der Lieferanten von Öko-Produkten effizienter zu gestalten.
Lieferantenliste mit Benachrichtigungsfunktion
Händler und Verarbeiter können mit bioC ihre Qualitätssicherungsmaßnahmen maßgeblich unterstützen. In einem geschützten Bereich legen sie sich beispielsweise Lieferantenlisten an. Ändert sich der Zertifizierungsstatus eines Lieferanten oder eines Produktes, erhalten die Abonnenten der Lieferantenlisten eine Benachrichtigung per E-Mail. „Das erleichtert den Händlern und den Verarbeitungsbetrieben zum einen die Arbeit, weil das Einsammeln und Verwalten von Zertifikatskopien entfällt“, erklärt Mäder. „Zum anderen können sie sicher sein, dass die Zertifikate immer auf dem aktuellen Stand sind. Unternehmen mit krimineller Energie ist es so nicht mehr möglich, ihre Waren mit ungültigen oder gefälschten Zertifikaten noch eine Weile weiter zu vermarkten“, so Mäder.
Ein weiterer Service von bioC ist die Generierung einer Sammelbestätigung per Mausklick. Diese Sammelbestätigung dokumentiert den aktuellen Stand der Lieferantenliste. Darauf zu finden sind alle Daten der aktuellen Zertifikate sowie auch die Informationen, seit wann welche Standards und Produkte des jeweiligen Lieferanten überwacht werden. Damit eignet sich die Sammelbestätigung auch für den Inspektor bei der Jahresinspektion als gute Übersicht, welchen Status die jeweiligen Lieferanten haben.
Für Lieferanten, die nicht in der Datenbank zu finden sind, bietet bioC einen zusätzlichen Lieferantencheck an. Dazu übermittelt der User eine Liste der nicht in bioC gefundene Lieferanten. Der Zertifizierungsstatus dieser Lieferanten wird von bioC-Mitarbeitern in einem vereinbarten Rhythmus händisch geprüft (monatlich oder quartalsweise). Sie dokumentieren das Ergebnis des Checks in einer Excel-Liste, die sie dem User zusenden. Mit der Liste erhält der Kunde einen Report, in dem aufgezeigt wird, bei welchen Lieferanten es Klärungsbedarf gibt.
Schnittstelle zu Firmensoftware
Seit kurzem ist auch eine Schnittstelle verfügbar, mit der bioC-User die Funktionalitäten der Datenbank auch in der firmeneigenen Software verfügbar machen können. Als erstes Software-Unternehmen hat die Firma Kiratek eine solche Standardschnittstelle in ihr Programm MyFarmers integriert. Beim Kontakt mit Lieferanten kann im eigenen System so beispielsweise direkt der jeweilige Zertifizierungsstatus aufgerufen werden. Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall nutzt die Software schon heute, um ihre Lieferanten zu verwalten.
Marcus Wewer verantwortet bei der REWE Group in der Qualitätssicherung den Bereich ökologischer Landbau/Bioprodukte. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen mit bioC.
Für was und in welchem Umfang nutzen Sie bioC?
Wewer: Wir nutzen bioC zum einen für die tägliche Arbeit beim Recherchieren der Biozulassung von Lieferanten und Anbietern, zum anderen überwachen wir damit den Status der Biozertifikate der Eigenmarkenlieferanten für REWE Bio und PENNY Naturgut. So können wir jederzeit und tagesaktuell eine komplette Liste der Bio-Zertifikate unserer Eigenmarkenlieferanten nachweisen.
Schützt das vor Bio-Betrug?
Wewer: Ja, bioC schützt uns vor Bio-Betrug, indem Unregelmäßigkeiten sofort gemeldet werden. Insofern ist die Plattform für uns ein wesentlicher Baustein im Kampf gegen den Betrug. Wir können eingreifen, wenn ein Bio-Zertifikat nicht mehr gültig ist und im Krisenfall ein Produkt unkompliziert und schnell sperren.
Seit wann nutzen Sie bioC und wie sind die bisherigen Erfahrungen?
Wewer: Wir nutzen bioC seit 2014 und sind begeistert von dem System. Ich bin seit über dreißig Jahren im Biohandel tätig, überwiegend in der Bio-Fleischwirtschaft. Food Fraud ist leider kein Fremdwort für mich. Die Überwachungsfunktion von bioC für die Bio-Zertifikate verhindert eine weitere Belieferung durch potenzielle Betrüger trotz ungültiger Zertifikate. Auch gefälschte Biozertifikate sind so viel schneller zu entlarven. Seitdem fast alle Kontrollstellen in Deutschland ihre Daten an bioC liefern, ist der nationale Schutz umfassend und auch international wird das Netz enger.
Wie wird die weitere Zusammenarbeit mit bioC aussehen?
Wewer: Wir wollen grundsätzlich alle unsere Lieferanten für die Bio-Eigenmarken der REWE Group in das System von bioC einbinden. Auf nationaler Ebene ist das schon sehr weit fortgeschritten. Die nächsten großen Schritte wären die Einbindung der internationalen Eigenmarken-Lieferanten. Als weitere Vorsorgemaßnahme zur Risikovermeidung möchten wir auch unsere Eigenmarken-Lieferanten überzeugen, dieses System zu implementieren.
Sie engagieren sich im Beitrat der bioC GmbH. Was motiviert Sie zu dieser ehrenamtlichen Tätigkeit?
Wewer: Wir wollten im Unternehmen eine wirksame Plattform gründen, um Biobetrug einzudämmen. Das ist uns mit bioC gelungen. Deshalb haben wir ein hohes Interesse, das Modell zu stärken und weiterzuentwickeln. Als Lebensmittelhändler mit rund 800 Bio-Eigenmarkenprodukten wollen wir als REWE Group in der Bio-Branche unseren Teil leisten, damit der nationale und internationale Biohandel sicher ist. Wir sind seit über 30 Jahren Partner der Bio-Bewegung im Einzelhandel und bringen uns gerne ein, um den Bio-Handel aktiv zu gestalten.
bioC in Kürze
BioC richtet sich an alle, die den Zertifizierungsstatus von Bio-Herstellern verifizieren wollen. Durch frei verfügbare Grund-Funktionalitäten können diverse Zielgruppen wie Händler, Hersteller, Landwirte aber auch Verbraucher, Behörden und Kontrollstellen den Zertifizierungsstatus von Lieferanten und Erzeugern kostenlos ermitteln. Derzeit tun das wöchentlich 2.500 bis 3.000 Nutzer. Ca. 2.000 sind registrierte User, die die erweiterten Serviceleistungen von bioC nutzen. Sie werden beispielsweise sofort benachrichtigt, wenn sich ein Zertifikatsstatus ändert.